Was hat Sie bewogen, Ihren Beruf als Beraterin zu ergreifen?
Während einer Beratungssitzung wurde ich gebeten meine Gefühle zu beschreiben. Es ging um meinen Trennungsschmerz. Meine Mutter starb, als ich noch sehr klein war.
Es war mir nicht möglich "Worte" zu finden, also bat ich darum es an Hand eines Bildes zu beschreiben. Noch dazu zähle ich mich selbst zu den sogenannten "Hochsensiblen". Als Kind war es mir oft nicht möglich meine Gefühle in Worte zu fassen. Mein Verhalten wurden oft als "zu sensibel" abgestempelt.
Das Bild von Edward Munch "der Schrei" beschreibt im Ansatz meine Emotionen, die ich damals als Kind hatte. Das war die Geburtsstunde der Idee Kunsttherapeutin zu werden und andere Menschen dabei zu unterstützen, ihre Gefühlswelt auszudrücken.
Über einen längeren Selbsterfahrungsprozess war ich in der Lage mein Potenzial zu erkennen und zu nutzen. So hat sich dann automatisch meine Weiterbildungslaufbahn (Kunsttherapie, Lebens-und Sozialberatung, systemische Aufstellungsleitung) entwickelt.
Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert?
Kreativität, Einfühlungsvermögen, Geduld und Aufmerksamkeit.
Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?
Mein Schwerpunkt "Krisenbewältigung" und "Resilienz" hat sich aus meiner Biografie entwickelt. Ich habe meine Mutter sehr früh verloren, hatte mit 26J einen Bandscheibenvorfall und bin Mutter von 2 Kindern im neurodivergenten Spektrum.
Gerade wenn es um Neurodivergenz und damit einhergehenden Alltagsherausforderungen geht, bin ich eine kompetente und erfahrene Ansprechpartnerin.
Die Themen Rund um das Thema "Kommunikation" und "Ressourcenarbeit" (Partnerschaft, Elter-Kind Beziehung, Mitarbeiterführung, Teambuilding) haben sich im Rahmen meiner beruflichen Laufbahn entwickelt.
Und "last but not least" das Thema "Kreativität", weil ich gerne andere dabei unterstütze ihr Potenzial zu entfalten oder Workshops designe.
Was erachten Sie als Ihren bisher größten beruflichen Erfolg?
Für mich sind die schönsten Momente, wenn KlientInnen in der Beratung mit einem erleichterten und befreiten Gefühl meine Praxis verlassen.
Wenn sich etwas für sie sichtbar und spürbar 'gelöst' oder "erfüllt" hat.
Wodurch glauben Sie, könnten die Menschen vermehrt für Ihre Dienstleistungen interessiert werden?
Weil ich mit meinen Methoden einen stimmigen Lösungsweg mit den KlientInnen erarbeiten kann. Was über das Beratungs-/Therapiegespräch ggf. mehrere Sitzungen dauern kann, kann mit meinen speziellen Interventionen schneller zum Punkt führen.
Was ist der Unterschied zwischen Beratung und Therapie?
In einer Therapie beschäftigt man sich üblicherweise lange mit der Ursache, bevor man eine Lösung erarbeitet. Achtung: kommt immer auf TherapeutIn und Therapiemethode an. Zu TherapeutInnen kommen hauptsächlich PatientInnen, die nach ICD 10 Code (Klassifikationssystem der Psychosen und Neurosen) eingestuft wurden.
Die Termine laufen meistens zyklisch, sind 1x wöchentlich und können über Jahre dauern (je nach Einstufung).
(Lebens-und Sozial ...) Beratung ist hauptsächlich zukunftsorientiert, der Schwerpunkt liegt im 'Hier und Jetzt', der ressourcenorientierte Ansatz steht im Vordergrund. Es wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Beratungen sind für 'gesunde' TeilnehmerInnen gedacht (siehe Gesundheitsbegriff der WHO). Das Anliegen ist meistens nach 1nem oder nach dem 2ten Termin bearbeitet.
Selbstreflexion oder Selbsterfahrung ist bei TherapeutInnen und bei Lebens- und SozialberaterInnen möglich.
Hinweis: Schriftlich bestätigte Selbsterfahrungstermine werden für die Lebens- und Sozialberater Ausbildung angerechnet.
Das heißt: KlientInnen, die für Selbsterfahrung einen Praxistermin bei mir buchen, werden darüber informiert. Ich bin befugt diese Teilnahmebestätigung auszustellen.
Was bedeutet für Sie Glück?
Zufrieden sein mit dem, was ich habe und bin.
Wenn Sie die berühmte "Gute Fee" nach drei Wünschen fragen würde, welche würden Sie äußern?
1) Dass alle Menschen akzeptiert werden, so wie sie sind.
2) Dass jeder Mensch erkennt wie wichtig Achtsamkeit im Umgang miteinander ist.
3) Dass jeder Mensch auf der Welt das Recht auf Entfaltung leben und nutzen kann und darf, mit der Bedingung, dass es ethisch und moralisch vertretbar ist. („Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten können.“ nach Imanuel Kant, Grundsätze der reinen und praktischen Vernunft)
Was ist Ihr Lebensmotto?
Was immer Du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an.
Johann Wolfgang v. Goethe (1749 - 1832)
Welche wichtige Frage haben Sie in diesem Interview vermisst?
Welchen Beitrag können Gespräche mit FreundInnen oder Gleichgesinnten bringen und wann ist es sinnvoll und ratsam Beratung in Anspruch zu nehmen?
... und wie würden Sie darauf antworten?
Soziale Kontakte sind wichtig und in der Beratung zählt es unter anderem zu den ersten Fragen die abgeklärt werden, ob Sie jemandem zu Hause haben, der/die Ihnen zuhört und "da" ist. (Familie, Partnerschaft, Freunde, KollegInnen) Doch es gibt Themen die vertraulich behandelt werden möchten und wo Sie umfassend Informationen brauchen um Lösungen erarbeiten zu können. Das soziale Netzwerk unterstützt Sie im Veränderungsprozess und die vertraulichen Inhalte des Gesprächs bleiben in der Beratungssitzung.
Genauso ergibt sich die erweiterte Frage wann eine Selbsthilfegruppe und wann eine Beratungssitzung besser wäre?
Eine Selbsthilfegruppe (Bsp: Eltern-Selbsthilfegruppe zu Neurodiversität von mir begleitet) dient dem Austausch unter Eltern zu unterschiedlichen Themen des Familienalltags. Der Erfahrungsschatz einer Gruppe ist umfassend. Gleichzeitig kann es sein, dass das eigene Thema nicht ausreichend beantwortet werden kann, weil die Zeit oder Erfahrung dazu vorhanden war. Unter anderem gibt es Themen, die bevorzugt im Einzelgespräch behandelt werden möchten und umfassend informiert werden möchten. (all-in-one)
Zum Beispiel Behördenwege und einhergehenden Gespräche. Oft fühlen sich KlientInnen unsicher was Sie sagen sollen und was Sie besser vermeiden sollten, um Anträge erfolgreich durchzubringen. Da kann ein Beratungsgespräch hilfreich sein, vor allem bei einer Beraterin, so wie mir, die langjährig im Behördenkontext gearbeitet hat und weiß was man sagen muss.